Da Prof. Quasching leider nicht persönlich zur Veranstaltung kommen konnte, hatte er eine Videogrußbotschaft geschickt und war dafür extra auf sein Dach geklettert. Dort wies er darauf hin, wie wichtig es sei, nun endlich zu Handeln. Windenergie und PV-Anlagen sind die wichtigsten Energieerzeuger der Zukunft. Auch wenn unsere Politik nicht in die Gänge kommt, so sollten doch alle Anderen ihre Dächer voll machen. Dazu hatte er eine Klodeckelaktion gestartet, um den 52 GW-Ausbaudeckel für Solarenergie abzuschaffen. Denn wie soll die Lücke geschlossen werden, wenn wir aus Kohle-und Atomenergie aussteigen? Ein rascher Zubau von Erneuerbaren Energien mit dezentralen Strukturen ist notwendig. Gerne beteiligten sich die Bürgerinitiativen daran und ließen die beiden Klodeckel, die an Herrn Altmaier und Frau Merkel geschickt werden, von den Anwesenden im Publikum unterschreiben.
Als nächstes zeigte Anita Dieminger von der BI aus Ellgau (Landkreis Augsburg) auf, wie die Bürgerinitiativen sich in den letzten 5 Jahren weiterentwickelt haben. Nach wie vor setzen sie sich gegen die geplanten HGÜ-Trassen ein, haben sich aber auch zahlreichen anderen Energiewendethemen angenommen, da das Eine nicht ohne das Andere geht. So stehen z.B. Themen wie Flächenverbrauch, Artenschutz, Bioproduktion, Umweltverschmutzung, Erneuerbare Energien, Fridays for future und vieles Mehr auf ihrer Agenda. Auch wies sie auf das gerade erst verabschiedete NABEG-ein Trassenausbaubeschleunigungsgesetz hin, das die Mitsprache- und Einspruchsrechte von Bürgern und Kommunen auf´s massivste einschränkt. Das Trassenprojekt, das mit 52 Milliarden Euro geschätzt wird, würde sich auch negativ auf den Strompreis auswirken, den jeder Bürger und jedes Unternehmen, das nicht von den Umlagen befreit ist, zu zahlen hätte. Auch wäre es nur logisch, dass wenn die Trassen tatsächlich gebaut würden, einer Verlängerung in unsere Regionen dann nichts mehr im Weg stünde.
Die anschließende Bilderpräsentation „Unsere Mutter Erde-und wie wir mit ihr umgehen“ sollte zum Nachdenken und Handeln anregen.
Bürgermeister Erwin Karg, berichtete in seinem Vortrag über seine Gemeinde Fuchstal, die mehr Erneuerbare Energien erzeugt, als dass sie verbraucht. Das Nahwärmenetz hat die Gemeinde selbst gebaut, die Biogasanlage wird von Privat betrieben. Sämtliche Windanlagen und Solarparks sind Bürgerprojekte. Er erzählte wie viel Spaß es ihm mache, dies alles zu managen, obwohl es nicht unbedingt die klassische Aufgabe eines Bürgermeisters ist. Energiewende ist geil!
Leider ließ er sich nicht abwerben, wie es eine Zuhörerin für ihre Gemeinde gerne gehabt hätte. Dieser Bürgermeister ist ein absolutes Vorbild, genießt überall hohes Ansehen und sollte auch viele seiner Kollegen inspirieren, denn dass es auch in der Gemeinde praktisch funktioniert, hatte er mit seinen zahlreichen Projekten unter Beweis gestellt.
Gabriele Buck-Baumann zeigte anschließend in einem kleinen Fotorückblick Aktionen ihrer Bürgerinitiative auf.
Franz-Josef Feilmeier von der Firma Fenecon referierte über seine Firmenvision von 100% erneuerbaren Energien. Er gab Einblick in die Batteriespeichertechnik und das dazugehörige Energiemanagment. Ebenso beschrieb er die Herausforderungen von PV auch im Hinblick auf negative Börsenstrompreise und Netzstabilität. Als Weiteres stellte er den Verein OpenEMS vor, der sich mit vielen Akteuren für ein offenes und freies Energiemanagement auf Appsbasis engagiert.
Manfred Burzler von der BI Oberhausen, der schon seit vielen Jahren Elektroauto fährt, rechnete in seinem Impulsvortrag mit gängigen Vorurteilen ab. Zum Einen rechnete er ganz genau die finanziellen Vorteile des Elektrautos gegenüber einem Verbrenner aus, zum Anderen erklärte er die Vorkommen und den Abbau von Lithium und Kobalt. Wer sich aufgrund der enorm gestiegenen Reichweiten und des viel günstigeren Verbrauchs pro km, immer noch für einen Verbrenner entscheidet, der hat Geld zu verschenken.
Als letzter Referent wurde Josef Feilmeier auf die Bühne gebeten. Er macht sich schon seit vielen Jahren für Erneuerbare Energien und gentechnikfreie Futtermittel stark. Dass auch dies in der Praxis hervorragend funktioniert, zeigte er anhand seines Futtermittelbetriebs im Allgäu. Dort sind bestimmte Maschinen, wie z.B. zur Abfüllung so konzipiert, dass sie vor Allem dann laufen, wenn Überschussstrom zur Verfügung steht. Der Strom wird also direkt vom eigenen Dach verbraucht, ohne die Netze zu belasten. Der gelernte Bänker erzähle von zwei wichtigen Aussagen, die ihn schon immer fasziniert und inspiriert haben:1. Beherrsche die Nahrung und du beherrschst die Menschen 2. Beherrsche die Energie und du beherrschst die Welt (US-Außenminister Henry Kissinger). Dabei gab er auch zu bedenken, dass Energie immer genug zur Verfügung stehen wird, doch ob sie sich noch jeder leisten könne, das ist die Frage. Auch das Thema Notfallversorgung von HGÜ-Trassen in Bezug auf Verschwörungen, sollte in unserer heutigen Zeit, nicht einfach so abgetan werden. Zum Thema „Rentiert sich ein Stromspeicher“, stellte er eine ganz einfache Rechnung auf. Er veranschlagte eine Schachtel Zigaretten mit 5,- Euro auf 365 Tage und 20 Jahre. Das ergibt eine Summe von 36500 Euro. Rentiert sich das? Auch fährt niemand den ganzen Tag mit seinem Auto herum, nur weil es dadurch rentabler würde. Als besten Widerstand gegen die geplanten Monstertrassen, empfahl er den Markt zu drehen. Je mehr Menschen ihren eigenen Strom herstellen, desto unrentabler wird solch eine Trasse.
Michaela Hermann von der BI Rennertshofen gab eine kurze Zusammenfassung zu aktuellen Themen.
Nach der anschließenden Diskussion, bei der jeder seine Fragen an die Referenten stellen konnte, beendete Martin Stegmair den gelungen Abend, der eine ganz klare Botschaft mit auf den Weg gab: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Es gibt gute Alternativen zu teuren, umweltzerstörenden und flächenverbrauchenden Stromtrassen. Dezentral statt zentral, muß die Devise heißen, an der sich sowohl Bürger, Kommunen, Industrie und Politik viel mehr einbringen müssen. Wir haben lange genug geredet, es ist jetzt Zeit zu Handeln und eine bürgerfreundliche Energiewende einzuleiten!
Fünf Bürgerinitiativen kämpfen für Energiewende
Auch nach dem Aus für die „Monster“-Stromtrasse treffen sich die Gruppierungen in Niederschönenfeld. Sie sind weiter aktiv.
VON ADALBERT RIEHLFünf Bürgerinitiativen feierten nicht in erster Linie ihr fünfjähriges Bestehen und die Verhinderung der Gleichstromtrasse durch die Landkreise Neuburg-Schrobenhausen und Donau-Ries nach Meitingen, sondern blickten unter dem Motto „Für eine echte Energiewende, regenerativ, regional und dezentral“ nach vorne. Im voll besetzten Bürgerhaus in Niederschönenfeld – darunter aktive und ehemalige Landtagsabgeordnete – wurde in zehn Beiträgen aufgezeigt, wie neue Stromtrassen überflüssig werden sollen und dezentrale Strukturen auszubauen sind. […]
Quelle und ganzer Artikel: www.augsburger-allgemeine.de