Jahresbilanz 2020 sieht Genehmigungen und Zubau von neuen Windenergieanlagen in Bayern am Tiefpunkt.
Beim Ausbau der Windkraft erreicht die Staatsregierung nicht einmal ihre eigenen Minimalziele, kritisiert der BWE Bayern.
300 neue Windenergieanlagen bis 2022, davon 100 neue in den Staatsforsten – so lautete das Ziel, das Ministerpräsident Söder und Wirtschaftsminister Aiwanger 2019 für Bayern ausgerufen hatten. Jetzt zeigt die Jahresbilanz für neu gebaute und neu genehmigte Anlagen in 2020 die genau entgegengesetzte Entwicklung im Freistaat: Obwohl bundesweit zumindest in den Genehmigungszahlen wieder ein Windkraft-Zuwachs zu verzeichnen ist, schmiert Bayern im Ländervergleich vollkommen ab.
Laut der aktuellen Auswertung der Berliner Fachagentur Wind an Land gingen im vergangenen Jahr deutschlandweit 417 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 1.418 MW ans Netz. Den Ländervergleich für 2020 führt erstmals Nordrhein-Westfalen mit 314 MW realisierter Windleistung an, gefolgt von Brandenburg (242 MW) und Niedersachsen (160 MW).
In Bayern wurden hingegen lediglich acht Windturbinen mit knapp 32 MW Leistung in Betrieb genommen – ein durch die 10H-Regelung verursachter Negativtrend, der schon in den Jahren 2018 und 2019 deutlich zutage trat. Während Bayern in den Spitzenjahren 2011-2015 zum Ausbau der Windenergie in Deutschland noch zwischen 8 und 10 % beisteuerte, sank dieser Wert in den letzten Jahren dramatisch auf gerade einmal 1-2 % ab.
Minusrekord bei den Genehmigungen neuer Windenergieanlagen
Noch deutlicher spiegelt sich die bayerische 10H-Blockade in den 2020 neu registrierten Genehmigungszahlen wider, die bundesweit immerhin wieder auf 2.900 MW stiegen. Während in den allermeisten Bundesländern die genehmigte Leistung zum Teil erheblich anwuchs (Schleswig-Holstein: +300 %, Sachsen: +150 %, Niedersachsen: +123 % und Baden-Württemberg: +40%), sank diese in Bayern im Vergleich zu den drei schon sehr schwachen Vorjahren nochmals um 74 % – und zwar von durchschnittlich 48 Megawatt auf nur mehr knapp 13 MW!
„Der Anteil Bayerns an den 2020 in Deutschland erteilten Genehmigungen beträgt damit nicht einmal mehr 0,5 % – ein absoluter Tiefpunkt“, kritisiert der stellvertretende BWE-Landesvorsitzende Dr. Peter Niebauer die fatale Entwicklung – für die keine Trendwende in Sicht ist. Das musste auch Staatsminister Aiwanger kürzlich eingestehen, als er für 2020 von nicht mehr als“null“ neuen Genehmigungsanträgen für Windenergieanlagen in Bayern berichten konnte. „Obwohl der Freistaat mit seiner energieintensiven Industrie am stärksten vom baldigen Abschalten der Atomkraft betroffen ist“, so Dr. Niebauer, „steuert er zur bundesweiten Energieerzeugung aus Windkraft praktisch nichts mehr bei.“
Dabei ist, so die Erfahrung des BWE, ein wirtschaftlicher Betrieb von Windenergieanlagen in Bayern genauso möglich wie in den anderen Bundesländern. Dies belegen die Ausschreibungsrunden der Bundesnetzagentur, in denen nahezu alle bayerischen Projekte, die trotz hoher Hürden eine Genehmigung erhielten und an den Ausschreibungen teilnehmen konnten, letztlich ihren Zuschlag bekamen.
Um den immensen Bedarf Bayerns und seiner Industriebetriebe auch in Zukunft ausreichend mit klimafreundlicher Energie aus eigenen Quellen abdecken zu können, hält der BWE einen Ausbau der Windenergie auf mindestens 8 Gigawatt bis 2030 für zwingend notwendig. Dies bedeutet einen jährlichen Zubau von etwa 140 modernen Windanlagen, also durchschnittlich zwei Anlagen pro Landkreis. „Dafür ist es notwendig, in den Regionen – am besten über die Regionalplanung – mehr Flächen verfügbar zu machen, die 10H-Regelung grundlegend zu ändern und die extrem schwierige Genehmigungssituation kurzfristig zu verbessern,“ zählt Dr. Niebauer die aus seiner Sicht erforderlichen Maßnahmen auf.
Dies entspricht im Übrigen auch der Analyse der bayerischen Energiewirtschaft und wichtiger Wirtschaftsverbände, die zuletzt beklagt hatten, dass der Ausbau der Windenergie in Bayern aufgrund der 10H-Regelung stagniere und hier dringender Handlungsbedarf bestehe. Mehrfach hatten sich darüber hinaus große heimische Industriebetriebe wie etwa Wacker Chemie, BMW oder Siemens Energy mit der Forderung zu Wort gemeldet, dass ihr wachsender Bedarf an CO2-freier und bezahlbarer Energie ohne massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien aus Wind und PV in allen Regionen Deutschlands nicht zu decken sei.
Dr. Petra Hutner
Landesgeschäftsstellenleiterin Bayern
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Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE) / German Wind Energy Association
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Windenergie in Bayern
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