Über den Vortrag zum Thema Fernübertragungsleitungen hat Regina Vossenkaul einen Artikel
geschrieben, der auch mit einigen Kürzungen in der dortigen Zeitung erschienen ist:
Statt Offshore-Windstrom kommt Kohlestrom
Bad Brückenau (vo) “Wir wollen 100 Prozent erneuerbare Energien, dezentral und so umgesetzt, dass möglichst viel Wertschöpfung in der Dr. Rüdiger Haude fordert Dezentralität statt Fernübertragungsleitungen
Region bleibt,“ stellte der Vorsitzende der Energie-Initiative Rhön und Grabfeld, Dieter Esau, in seiner Begrüßung zur Veranstaltung „Neue Fernübertragungsleitungen oder Stromspeicher (oder Kohlestrom)?“ gleich klar. Mitveranstalter waren die Bürgerinitiativen „Der Gegenstrom Elfershausen e. V.“, „Ortsteile Schondra gegen Suedlink e. V.“, „Sinntal gegen die Stromtrasse e. V.“ sowie die BN-Kreisgruppe Bad Kissingen.
Referent Dr. Rüdiger Haude nahm allen Windkraftgegnern gleich den Wind aus den Segeln mit der Feststellung, dass ohne Windkraft keine dezentrale Energiewende gelingen kann. Den Gegnern der Fernübertragungsleitungen stimmte er zu und lieferte detaillierte Argumente gegen ihren Bau. Nach Meinung des Solarenergie-Fördervereins Deutschland e. V. (SFV) ist die Behauptung, die umstrittenen Nord-Süd-Trassen seien notwendig, um Offshore-Windkraft-Strom nach Bayern zu bringen nicht haltbar. Die teuren Investitionen im Meer, wo keine Bürgerinitiativen Ärger machen, hätten längst nicht zu dem gewünschten Ergebnis, nämlich viel und preiswerten Strom zu erzeugen, geführt, so Haude. „Windstrom von der Küste“ – dieser Plan überzeugte bisher sogar Umweltfreunde, die meinten, dann müsse man den Anblick der Fernübertragungsleitungen als kleineres Übel ertragen. „Eine strategische Meisterleistung“ nannte Haude ironisch den Plan, der es schafft, dem Verkauf von Strom aus zentralen Kraftwerken den Weg zu bereiten und dezentrale Erzeuger zu benachteiligen.
Bis 2022 sollen die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet sein, das betrifft auch die drei im Norden Deutschlands (Emsland, Brokdorf und Grohnde) Der SFV bezweifelt dass die Kapazität der Offshore Windparks ausreicht, auch nur den wegfallenden Strom dieser drei AKW zu ersetzen. Dazu komme, dass auch die Windparks nur Strom liefern, wenn keine Flaute herrscht. Es fehlen Speicher zur Überbrückung der Schwachwindzeiten. Der Hinweis auf den möglichen Strombezug bei Engpässen über zwei neue Seekabel nach Skandinavien sei unrealistisch, führte Haude aus. Gebraucht würden bei Windstille und Dunkelheit fast 8 Gigawatt (GW) aus Skandinavien, als Ersatz für die wegfallenden acht AKW in Nord- und Süddeutschland. Die Kabeltrassen seien jedoch nur für zweimal 1,4 GW ausgelegt. Der Verdacht liegt für den SFV nahe, dass der dann in den Fernübertragungsleitungen fehlende Strom mit Kohlestrom aufgefüllt wird, denn an diesen Kraftwerken führen die geplanten Nord-Süd-Trassen vorbei.
Warum wird behauptet, umweltfreundlicher Strom komme über die Ferntrassen in den Süden? Die SFV sieht die notwendigen Enteignungen als eigentlichen Grund an. Die Trassen bedeuten einen Eingriff in die Natur, nicht jeder Grundeigentümer möchte das zulassen. Im Grundgesetz heißt es dazu: „Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig.“ Ohne Enteignungen könnte sich der Trassenbau fast endlos hinziehen. Sollte umweltfreundlicher Strom aus dem Norden in den Süden geleitet werden, um den Atomstrom zu ersetzen, wäre das dem „Allgemeinwohl“ dienlich, Kohlestrom würde den erforderlichen Kriterien nicht entsprechen. „Die weiträumige Nord-Süd Verschiebung von konventionell erzeugtem Strom wird wohl kaum noch als gemeinwohldienlich angesehen“, zitierte Haude aus einem Gutachten von Prof. Dr. Felix Ekardt.
Der SFV fordert Solar- und Windkraftanlagen sowie Speichermöglichkeiten in Verbrauchernähe. Unter Hinweis auf mögliche Sabotage an zentralen Versorgungsleitungen hält Haude dezentrale Energiezellen mit eigener Speicherkapazität und Verbindungsleitungen zwischen den Zellen, die im Notfall auch mal unterbrochen werden könnten, für sinnvoll. Das wäre der gangbare Weg zu 100 Prozent erneuerbaren Energien, wozu die Windkraft auf jeden Fall zählen muss, wie Haude bestätigte.
Diskutiert wurde mit den Teilnehmern in der vollbesetzten Georgi-Halle über Themen wie notwendiger Klimaschutz, die 10-H-Regelung, die Notwendigkeit, durch Investitionsanreize Renditemöglichkeiten zu schaffen, damit noch mehr PV-Anlagen gebaut werden und Speicher auf den Markt kommen. Pumpspeicherwerke, Wasserkraft und „Power to Gas“ wurden besprochen. Das Schlusswort kam von Bürgermeister Waldemar Bug (Burkardroth). Er beschwerte sich, dass es bei der 10-H-Regelung eine „Hintertür“ gibt, die aber den Kommunen den „Schwarzen Peter“ zuschiebt. Sie können einen geringeren Abstand beschließen, wenn es keine Proteste gibt. „Wir denken zu kurz – wir müssen auch über eine Ressourcenwende sprechen zugunsten der nachfolgenden Generationen“, so seine Meinung.
Quelle: www.energie-rhoen.de