04.07.2020 Gastbeitrag von Rainer Doemen In Gedanken an Dr. Hermann Scheer
am 03.07.2020 hat das Parlament das in der Energiewendeszene sog. „Kohle-Einstiegsgesetz“ beschlossen. Ein düsterer Tag für Deutschland. Dr. Hermann Scheer dürfte sich im Grabe umgedreht haben. Seine SPD hat wieder mal gemeinsame Sache mit der CDU gemacht und sich nicht an ihre Erfolge und Errungenschaften – insbesondere das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG), initiiert durch Dr. Hermann Scheer – erinnern wollen.
Während des Bundestagswahlkampfs im Jahre 2017 konnten wir den Kanzlerkandidaten Herrn Martin Schulz trotz seines Wahlkampfslogans – mehr soziale Gerechtigkeit – nicht dafür begeistern seinen Slogan auf die Energiepolitik auszudehnen. Bürgerenergie, Teilhabe an Energie, mehr Energiedemokratie und -autonomie stehen unseres Erachtens eindeutig für seinen Slogan „mehr soziale Gerechtigkeit“. Doch auch heute zeigte die SPD im Bundestag nicht, dass sie sich an Dr. Hermann Scheer oder den Wahlkampfslogan von Martin Schulz erinnert.
Dr. Hermann Scheer wusste und sprach weltweit über unsere „gesamtgesellschaftliche, kulturelle Aufgabe“. Er wusste, dass Klimaschutz durch den Umbau der Energieversorgung auf Erneuerbare Energien nur mit unerschöpflichem Team- und Überzeugungsgeist sowie hoher Motivation funktionieren wird und dass der Umbau keine technisch unlösbare Problematik sei.
Unsere in die Jahre gekommenen Energie-Pioniere geben nicht auf, denn Klimaschutz ist eine Generationen übergreifende Sache und wird die weitere Existenz der Menschheit auf diesem Planeten bestimmen. Die meisten von ihnen haben sogar den Deutschen EUROSOLAR-Preis für ihr Lebenswerk erhalten. EUROSOLAR mit Sitz in Bonn wurde von Dr. Hermann Scheer gegründet. Doch auch die Energie-Pioniere schafften es bisher noch nicht, Bundes- oder Landesregierungen und Parlamente zu überzeugen frühzeitig wirksame Maßnahmen gegen den menschengemachten Klimawandel zu ergreifen. Und dies, obwohl Dr. Hermann Scheer in seinem einzigartigen Werk „Der Energethische Imperativ“ den einzuschlagenden Weg klar geschildert hat.
Zu Lebzeiten von Dr. Hermann Scheer waren die Fridays for Future noch nicht aktiv. Die Fridays for Future Bewegung war der Grundstein für die Gründungen weiterer „Future“-Gruppierungen wie den Parents for Future, Scientists for Future, Entrepreneurs for Future und Artists for Future. Diese noch nicht lange aktiven Gruppierungen haben intuitiv den Spirit von Dr. Hermann Scheer erfasst und gestalten mit unerschöpflichem Teamgeist wissenschaftlich fundiertem Wissen und hoher Motivation unsere gesamtgesellschaftliche, kulturelle Aufgabe maßgebend weltweit vorbildhaft und mutig mit.
Wir befinden uns mitten in einer sehr wichtigen energiepolitischen Entscheidungsphase: Deutschland hat die Ratspräsidentschaft in der Europäischen Union übernommen und im nächsten Jahr findet die Bundestagswahl statt. Ich durfte Dr. Hermann Scheer bei der Solarpreisverleihung im Jahre 2010 (d. h. 5 Tage vor seinem plötzlichen Tod) noch für das Magazin Photovoltaik interviewen. Ich trage immer noch seine Botschaften im Herzen und bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam auch die heutige Fehlentscheidung – das Kohleausstiegsgesetz – gesamtgesellschaftlich überwinden und unsere lebenswerte Zukunft im Geiste von Dr. Hermann Scheer gestalten.
Auch der Papst hat den „Menschen gemachten Klimawandel“ in seiner Enzyklika aufgegriffen und dessen Bekämpfung als eine zentrale ethische Herausforderung des 21. Jahrhunderts beschrieben. Sein m. E. revolutionärer Satz dazu lautet: „Das Klima ist ein gemeinschaftliches Gut von allen und für alle.“ ; siehe auch in „Die Zeit“
http://www.zeit.de/2015/26/klimawandel-armut-enzyklika-ottmar-edenhofer
Drum lasst uns am besten oftmals gemeinsam daran weiter arbeiten, die Botschaften von Dr. Hermann Scheer und seinen Spirit in die weite Welt hinaus zu tragen. So gestalten wir uns mit Lust unsere lebenswerte Zukunft!
Quelle: energiewende.eu